Die Reise quer durch den Kontinent läuft gut. Nonstop durchqueren wir Frankreich, Luxemburg und Belgien. Nach 11 Stunden stehen wir an der Ärmelkanalküste in Zeebrugge. Gerade legt die Fähre nach Hull ab. Die 50km lange Baustelle in Belgien hat uns aufgehalten, wir haben den Wettlauf mit der zeit verloren.
Ohne uns legt die Fähre ab, wir fahren weiter Richtung Calais und übernachten direkt am Quai in Graveline, um am nächsten Morgen die Fähre Dunkerque-Dover zu nehmen.
Bei trübem Wetter reihen wir uns am Ferrieport ein und stehen nach 90minütiger Fährfahrt in Dover in Grossbritannien. Zügig kommen wir bis London und zwängen uns durch den Verkehr. Auf dicht befahrener Autobahn gehts weiter immer Richtung "The North". Fahren im linksverkehr ist beinahe problemlos, einzig im Kreisverkehr ist besondere Vorsicht geboten da der Verkehr von der ungewohnten rechten Seite kommt.
Die 700km quer durch England haben wir unterschätzt und übernachten auf halber Distanz auf einem ruhigen Wiesengelände.
Am nächsten Tag erreichen wir abends die schottische Grenze und kurz darauf Glasgow. Wir fahren direkt weiter ohne die Arbeiterstadt zu besichtigen. Wir wollen noch weiter in den Norden und der Reiseführerbeschrieb über die Stadt kann uns nicht begeistern. Endlich sind wir nach 3 Tagen in Scotland am Ziel.
Nach dem Loch Lomond überqueren wir die Berge von Ardgoil und suchen in der Region Inveraray einen Campingplatz. In Dalchenna finden wir noch einen freien Platz direkt am Loch Fyne. Dank des sumpfigen Bodens stehen wir alleine auf der grossen Wiese der für Zelte etwas feucht ist und die Campers offenbar kiesigen Untergrund bevorzugen. Nach der Besichtigung des alten Gefängisses und Städtchens Inveraray fahren wir durch das Glen Aray und über den Pass of Brander weiter nach Oban, Ausgangspunkt für die Isle of Mull.
Die Fähre benötigt für die Überfahrt eine knappe Stunde. Trotz der Hochsaison ist es kein Problem auch mit unserem Camper einen Platz zu bekommen. So stehen wir am späteren Nachmittag am Hafen und warten auf die Fähre von Caledonian Mc Bride. Auf die letzte Fähre am Abend wollen wir nicht mehr warten und noch bei Tageslicht auf Mull ankommen. Wir hoffen in Mull Lebensmittel und Diesel zu erhalten, denn Lebensmittelschrank und Dieseltank sind komplett leer.
Gleich am Fährhafen in Craignure lohnt es sich Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage einzukaufen und vollzutanken. Im kleinen Shop mit Tankstelle bekommt man das Notwendige. Der offizielle Campingplatz am Dorfausgang mit Sicht auf den Sound of Mull ist speziell empfehlenswert. Von hier aus fährt auch eine Minieisenbahn zum Torosay Castle. Auf schmaler Singletrackroad erreicht man das malerisch gelegene Duart Castle. Bei Strathcoil zweigt die schmale kurvige Strasse nach Kinlochspelve und Lochbui ab.
Der Stone Circle bei Loch Bui lohnt die Anfahrt nicht. Einmalig ist der Strand am Loch Bui. Direkt am Meer campen wir alleine über dem Kiesstrand. Auch bei Regen lohnt es sich die Küste zu Fuss oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Moos und die üppige Vegetation leuchten nass vor den dunklen und nebelverhangenen Berghängen.
Die Insel vor dem Strand ist bei Ebbe zu Fuss erreichbar. Steine, Moos und Flechten, Muscheln und Quallen werden vom Meer freigegeben. Mit etwas Glück trifft man auf Robben. Die Strasse 849 führt weiter auf der Halbinsel bis nach Fionnphort. Hier legt die Personenfähre nach Iona ab. Die Abbey auf der Insel Iona ist die Urstätte des Christentums für ganz Nordeuropa.
Auf der Strasse 8035 und 8037 kann die ganze Insel auf einer Singletrack Road umrundet werden. Der nördliche Teil ist dichter besiedelt und wird landwirtschaftlich und zur Schafzucht genutzt. Nur in Calgary befindet sich ein Campingplatz, der aber wegen des Sandstrandes stark überloffen ist. Die Südhälfte der Isle of Mull ist sehr dünn besiedelt und wird landwirtschaftlich ausgenommen von der Schaf- und Viehzucht kaum bewirtschaftet.
Nach Balevulin klettert die Singlatrack Road steil auf das Hochplateau und ebenso steil hinunter nach Balnahard am Loch na Keal. Immer wieder hat man eine phantastische Aussicht über das Meer und die Felsküsten.
Die schmale Strasse umrundet da Loch na Keal direkt am Meer. An malerischen Buchten direkt am Strand finden sich viele Stellplätze auf Gras in absoluter Einsamkeit und Ruhe. Nachdem die letzten wenigen Tagestouristen die Picknick-Plätze geräumt haben verkehren kaum nach Fahrzeuge auf der Strasse.
Bei Gruline zweigt die 8035 ins Landesinnere ab Richtung Salen an der Ostküste. Salen bietet gute Einkaufsmöglichkeiten und kann in 15 Minuten auf der gut ausgebauten Strasse erreicht werden. Die 8037 führt weiter nordwärts durch die dichter besiedelte nördliche Westküste immer an erhöhter Hanglange mit phantastischer Aussicht auf das Loch na Keal und die Insel Ulva.
In Calgray liegt der bekannte Sandstrand. Ein Campingplatz und Naturlehrpfad sind etwas über dem Strand angelegt. Leider ist die Bucht von Calgary bei schönem Wetter vor Touristen überlaufen.
Bei Dervaig kann durch das Landesinnere durch Farmland und aufgefortstetem Wald Salem direkt erreicht werden. Die kleine Strasse durch den Wald ist eine gute Fahrradroute mit wenig Verkehr und nur leichten Steigungen. Die Alternativroute führt an die Küste nach Tobermory und weiter nach Salen entlang dem Sound of Mull.
Tobermory ist die Hauptstadt der Insel und liegt in eine Bucht gebettet direkt am Meer. Entlang der Hafenfront reihen sich Bars, Pub's und Souvenitshops. Ab Tobermory legt die kleine Fähre nach Kilchoan auf der Halbinsel Ardnamuchan an. In 45-minütiger Fahrt über den Sound of Mull erreicht man das schottische "Festland".
Ein lohnender Abstecher nach Kilchoan ist der Besuch des Leuchtturmes auf dem Point of Ardnamurchan. Das Lighthouse steht auf einem Felsen hoch über dem Atlantik auf der Halbinsel Ardamurchan. Gewaltige Wellen des Atlantik donnern ununterbrochen auf die verwitterten Felsen. Bei Salen am Loch Sunart fährt wer nach Fort William will auf der 861 weiter an Loch Linnhe. Auf der 861 nordwärts erreicht man die Hauptverkehrsstrasse 830 nach Mallaig über hügeliges Hochland und Weideland.
Mallaig ist der Fährhafen nach der Isle of Skye und touristisch gut erschlossen. Demeentsprechend gut belegt sind auch die wenigen Campingplätze. In der hochsaison wird es schwierig noch einen Stellplatz zu bekommen. Auch die wenigen wilden Campingplätze sind ausnahmslos gut belegt. Ein Notschlafplatz findet sich allenfalls direkt auf dem Parkplatz am Orteingang.
Die 30minütige Fährfahrt nach Isle of Skye muss nicht vorausgebucht werden. Die Insel ist am Loch Alsh neu mit einer Brücke mit dem Festland verbunden. Skye ist die grösste und meistbesuchte Insel der Inneren Hebriden und hat den Ruf der schönsten insel Schottlands. Moore, Felsen und Berge prägen die wilde Landschaft der Insel. Mit Nebel und regen muss in jedem Falle gerechnet werden. Skye soll der nasseste Fleck Europas sein.
Die Halbinsel Sleat und die Küstenregion bei Breakish sind Touristenorte und dicht besiedelt. Bei Luib zweigt eine kleinere Strasse am Ende des Loch Ainort ab und folgt dem Wasser. Bei Sconsor erreicht man die Hauptstrasse wieder und schon bald folgt Sligachan, Ausgangsort in die Cuillin Hills. Die Strasse durch das Glenn Brittle hinunter nach Bualintur endet beim phantastisch direkt am Loch Brittle gelegenen Campingplatz, guter Ausgangspunkt für Wanderungen in die Cuillin Hills.
Der Westküste entlang der 863 folgend zweigt bei Kilmuir die 864 ab. Hinter den Macleod's Tables thront auf dem westlichsten Zipfel der Isle of Skye das Neistpoint Lighthouse. Gewaltige Brecher der rauhen See, zerklüftete Felsen und Sturmböen bieten eine abenteuerliche Aussicht. Mit Glück lassen sich sogar Wale beobachten. Ein kurzer steiler aber gut ausgebauter Weg führt hinunter zum Lighthouse. Hoch über dem Atlantik dem Sturm und Wetter ausgesetzt kann wild mit dem Camper übernachtet werden.
Auf dem Weg nach Uig kann das Dunvegan Castle mit romantischem Park besichtigt werden. Allerdings sind die Eintrittspreise wie üblich enorm. Uig ist ein malerisches Fischerdörfchen am Fusse der Quairaings, in einer verschlafenen Bucht, in der die Fähre von Caledonian Mac Bride nach Harris in die Äusseren Hebriden auslaufen. Nördlich von Uig klettert die Strasse hoch über das Meer und umrundet die Halbinsel Trotternish mit Aussicht auf die Äusseren Hebriden, falls das Wetter mitmacht.
Auf dem Weg liegt ein renoviertes Crofterdorf, das mit alten landwirtschaftlichen Geräten und Einrichtungsgegenständen ausgestattet ist. Entlang Basalt Felsformationen erreicht man die Nordspitze der Inseln mit zahlreichen Häusern. Nach Flodigarry biegt eine steile Strasse rechts ab nach Uig. Auf dem Rastplatz auf der Passhöhe kann einsam auf dem kleinen Parkplatz übernachtet werden. Von hier geht ein schmaler Wanderweg in die Quiraings. Die bizarren Formen der Basaltberge entsand durch Erosion.
Auf dem Weiterweg nach Portree stürzt ein Wasserfall über senkrechte Basaltfelsen direkt ins Meer. Etwas weiter südlich thront der Old Man of Storr, eine 50m hohe Felsnadel. Ein herrlicher Rundblick über die Ostküste entlöhnt den Aufstieg zur Felsnadel.
Die Hauptstrasse 87 führt von der Isle of Skye durch das Festland Richtung Loch Ness. Am Loch Duich kann das Eilean Donan Castle besichtigt werden.Das Castle diente als Kulisse für diverse grosse Ritterfilme. Das Schloss bietet wunderschöne Räume aus Natursteinmauerwerk. Weiter auf der 87 führt die Hauptstrasse durch das Glen Shiel unter den steilen Berghängen der Five Sisters.
Auf der 887 wird das Loch Ness durch das Glen Moriston erreicht. Ein Abstecher ins Loch Ness Visitor Centre etwas weiter nördlich lohnt sich auch für diejenigen die nach Süden weiterfahren wollen. Die Multimadiashow ist hervorragend gemacht und zeigt die Geschichte rund um Nessie hervorrangend auf. Auf guter Strasse nach Süden erreicht man Fort William.
Im Glen Nevis kann am Fusse des Ben Nevis auf komfortable Campingplatz übernachtet werden. Mit guter Ausrüstung kann der Ben Nevis bestiegen werden. Der 4-stündige Aufstieg auf einer Wandererautobahn führt auf den höchsten Berg Grossbritanniens auf 1344m und bietet eine sagenhafte Aussicht.
Der Weiterweg in die Grampians führt durch das Glen Coe, das berühmteste und überwältigenste Tal Schottlands. Das Naturwunder war 1692 Kulisse für das tragischste Massaker in der schottischen Geschichte.Der Abstecher ins Glen Etive ist für Radfahrer und Wanderer zu empfehlen. Ein kleiner Bach fliesst über rote Felsen über kleine Wasserfälle durch das grüne Tal hinunter ins Loch Etive.
Weiter östlich liegt das Skigebiet Meall ä Bhuiridh bevor das Rannoch Morr erreicht wird. das Rannoch Moor ist das düsterste und einsamste der schottischen Moore und ist besonders eindrücklich bei Nebel und Sturm. Kurz danach verlässt man die Highlands und erreicht die südlicheren Regionen Argyll and Bute sowie Stirling.
Durch das Glen Dochart und entlang dem Loch Tay kann durchs Land die E15 erreicht werden für eine Weiterfahrt in die Grampianmountains und nach Inverness. Unterwegs liegen die bekannten Dochart Falls.
Hinter dem Pass of Drumochter ist die Dalwinnie Distillerie im gleichnamigen Ort. Die Führung durch die höchstgelegene Distillerie lohnt sich die längere Anreise allemal.
Auf der E-15 gelangt man schnell in die region von Perth und erreicht nun die zivilisierte Ostküste Schottlands. Südlich perth ist die E-15 als Autobahn ausgebaut und rasch erreicht man die Vororte von Edinbugh.
Bevor man Schottland mit der Fähre ab Rosyth verlässt ist eine Besichtigung der Haupstadt Schottlands mit 452'000 Einwohnern lohnenswert. Allerdings platz die Stadt im Sommer während des berühmten Edinburgh Festivals aus allen Nähten und zählt während der 3 Wochen fast doppelt soviele Einwohner.
© Andres Rüegg 2008 |